Von Kasmandln zu Riesen-Samsons
Brauchtum im Lungau
Was haben der Riese Samson, Wasserscheiben und als Almgeister verkleidete Kinder gemeinsam? Bei allen handelt es sich um Brauchtum aus dem traditionsverbundenen Salzburger Lungau. Welche Bräuche außerdem noch einen Blick wert sind und wann sich ein Besuch im Lungau deshalb besonders auszahlt.
Der Salzburger Lungau
Die circa 1.000 Quadratkilometer große Talschaft im Südosten Salzburgs liegt eingebettet zwischen den Hohen Tauern, den Niederen Tauern und den Gurktaler Alpen. Mit so viel Bergpanorama eignet sich der Lungau natürlich perfekt zum Wandern, Mountainbiken und Klettern, oder um im Winter die Pisten runterzuwedeln. Zum Beispiel im Skigebiet Katschberg oder Obertauern.
Aber der UNESCO Biosphärenpark hat noch wesentlich mehr zu bieten als “nur” traumhafte Berge für Sommer- und Winterurlaube. Dazu gehören eine lange Geschichte bis zurück zur keltischen Besiedelung und – fast noch spannender – ein tief verwurzeltes Brauchtum.

Die Homebase im Lungau
Nur einen Katzensprung von den Skigebieten Grosseck-Speiereck und Katschberg liegt das JUFA Hotel Lungau*** mitten in der alpinen Ortschaft St. Michael im Lungau. Nur ein paar Gehminuten vom Ortszentrum entfernt und mit diversen Freibädern und Wanderrouten in Reichweite kommen Gäste hier in den Genuss von regionalen Küchenschmankerln und der hauseigenen Saunalandschaft.

Brauchtum #1: Der Lungauer Samson
Der Riese Samson kämpfte, zumindest laut dem Alten Testament, aufseiten der Juden gegen die Phillister und erschlug mit einem Eselskinnbacken bei Lehi 1.000 der Feinde. Außerdem hatte er übermenschliche Kräfte in seinen langen Haaren.
Seine Geschichte wird im Lungau bis heute im Zuge von sogenannten Samsonumzügen gefeiert. Bei diesen Umzügen trägt ein starker Lungauer eine der zehn Holzfiguren des Riesen Samson auf einer Strecke von bis zu drei Kilometern durch die Ortschaften. Oft begleitet von zwei kleineren Figuren, einem männlichen und einem weiblichen Zwerg, und von heimischen Musikkapellen. Eine stattliche Leistung. Immerhin wiegen die sechs Meter hohen Figuren doch bis zu 100 Kilogramm.
Wie genau der Kieferknochen-schwingende Samson es in den Lungau geschafft hat, ist historisch übrigens nicht genau verfolgbar. Die frühesten Erwähnungen des Brauchs finden sich aber schon 1720. Bis heute sind die von Mai bis September stattfindenden Samsonumzüge jedenfalls einen Blick wert. Das bestätigt auch die UNESCO, die die Umzüge 2010 ins immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen hat.

Brauchtum #2: Die Prangstangen
Noch höher als die Riesenfiguren sind die Prangstangen. Ganze acht Meter messen diese mit Girlanden aus Bergblumen umwickelten Holzstangen. Mit ihren bis zu 85 Kilogramm braucht man also auch hier genug Kraft, wenn man sie als Teil einer der beiden Prozessionen (am 24. Juni in Zederhaus oder am 28. Juni im Muhr) durch die Ortschaft tragen möchte.
Vor dem Schleppen braucht es Fingerspitzengefühl. Bis zu 60.000 Sommerblumen wollen nämlich in genauester Handarbeit zuerst zu Kränzen gebunden und dann an den Stangen angebracht werden. Hauptsächlich handelt es sich dabei übrigens um die Blüten der Margerite, des Enzians, der Pfingstrose, der Berg-Nelkenwurz und des Frauenmantels.
Wer es an den beiden Terminen nicht in den Lungau schafft, geht allerdings nicht leer aus. Die Prangstangen bleiben bis zum 15. August in den Kirchen ausgestellt und werden erst dann, nach einer letzten Kräuterweihe, wieder zurück zu den Bauernhöfen gebracht.
Brauchtum #3: Das Wasserscheibenschießen
Am Prebersee auf 1.500 Metern bekommt das Sportschießen einen ganz neuen Schwierigkeitsgrad. Anstelle nämlich “nur” eine Scheibe über den ca. 100 Meter breiten See hinweg mit dem Gewehr zu treffen, muss die Kugel beim Wasserscheibenschießen zuerst am Wasser abprallen.
Dafür zielen die Sportschütz:innen nicht direkt auf die Scheibe am anderen Ufer, sondern auf deren Reflexion im Wasser. Mit dem richtigen Winkel, Windstille und guter Sicht treffen sie dann die Scheibe. Möglich wird das durch die spezielle chemische Zusammensetzung des Prebersees. Wer dabei zuschauen möchte, muss am letzten Wochenende im August in den Lungau.

Brauchtum #4: Lungauer Kasmandl
Die Kasmandln, so sagt es die Legende, sind Almgeister, die im Sommer auf die Tiere auf der Alm aufpassen. Wenn die Senner:innen rund um Martini am 11.11. für den Winter endgültig von der Alm runter ins Tal wandern, lassen sie als Dank deshalb etwas Essen in den Hütten zurück. Damit die Kasmandln sich dort vor dem Winter zurückziehen können.
Aus dieser Sage ist das Kasmandlgehen entstanden. Verkleidete Kinder ziehen am Vorabend zu Martini im Lungau von Haus zu Haus, sagen Gedichte auf und singen Lieder. Für ein kleines Trinkgeld verteilen sie außerdem Lungauer Rahmkoch und Schnuraus (gebackene Mäuse).
Brauchtum #5: Osterfeuer
Während Osterfeuer in ganz Österreich Gang und Gäbe sind, haben es die im Lungau besonders in sich. Hier wird nämlich nicht einfach nur ein Haufen aus Grünschnitt und Weihnachtsbäumen vom Vorjahr angezündet. Stattdessen üben sich die Lungauer im Zimmern und schaffen kunstvolle Holztürme, die nach der Segnung mit dem geweihten Friedenslicht angezündet werden.
Die Kirche hatte allerdings nicht immer etwas mit den Osterfeuern zu tun. Tatsächlich stammt der Brauch vom vorchristlichen Ostara-Fest. Die katholische Kirche wollte das traditionelle Brauchtum vertreiben, schaffte es allerdings nur, ihm den eigenen Stempel aufzudrücken. Egal, ob nun germanisch oder kahtolisch, die handwerklich beeindruckenden Osterfeuer sind definitiv einen Blick wert.
Lust auf Lungau?
Wer sich jetzt das Lungauer Brauchtum genauer anschauen will, der kann direkt die Koffer packen, im JUFA Hotel Lungau*** reservieren und selbst beim Samsonumzug dabei sein, die Prangstangen in den Kirchen bestaunen oder beim Wasserscheibenschießen zuschauen. Oder – als Alternative – einfach die Bergpanoramen im Lungau auf einer der vielen Wandertouren genießen.